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Ausgangsbetrachtung
Abschied von Vietnam in der Ha Long Bay
Thailand/Bangkok 19.8.2013
Die Ha Long Bay in Vietnam reiht sich mühelos unter die sieben Naturwunder der Welt. Dazu gehören unter anderem auch das Amazonasgebiet in Südamerika oder der Tafelberg in Südafrika. Wie eine Vision von atemberaubender Schönheit erheben sich in der Ha Long Bucht auf rund 1500 Quadratkilometer Fläche über 2000 Inseln aus dem türkisfarbenen Wasser des Golfs von Tonkin. „Ha Long“ heißt übersetzt „Wo der Drache ins Meer steigt“, denn nach der Legende wurde die Bucht von einem Drachen erschaffen, der in den Bergen lebte. Als er zur Küste stürmte, schlug sein peitschender Schwanz Täler und Furchen. Nachdem er schließlich ins Meer getaucht war, füllte sich das Becken mit Wasser und heute sind nur noch die Gipfel sichtbar (Quelle: „lonely planet-Vietnam Reiseführer“). Die mystische Landschaft aus Kalksteininseln und Felsen, die zum Teil mehrere hundert Meter hoch aus dem Wasser ragen, wurde im Jahr 1994 zum Weltnaturerbe erklärt. Die zahlreichen Inseln sind mit Grotten und Höhlen übersäht, die Wind und Wellen aus den Felsen gewaschen haben. Brauchbare Strände gibt es nur wenige, diese liegen nicht weit entfernt in der Lan-Ha Bucht, die ich bereits besucht hatte. Leider ist die Wasserqualität an diesen Stränden nicht sehr hoch und ich hatte damals auf das Badevergnügen gerne verzichtet.

Wir wurden in Hanoi vom Schiffsreiseunternehmen V´Spirit mit einem Bus abgeholt und gemeinsam mit anderen Gästen in einer mühsamen und heißen knapp vierstündigen Fahrt auf meist schlechten Straßen zum Anlegeplatz in die Ha Long Bay gebracht. Es gibt eine Reihe von Anbietern und den Preisen ist nach oben fast keine Grenze gesetzt. Wenn man die höchste Kategorie bucht, kann man mit Werten an der 200 Dollar-Marke pro Person und Tag rechnen. Das ist nach meiner Ansicht natürlich nicht gerechtfertigt, da keine Umweltauflagen eingehalten werden und mehr oder weniger alles bis auf den festen Müll ins Meer gespült wird, eine echte Katastrophe. Wir wählten eine mittlere Kategorie für zwei Nächte und drei Tage, die noch immer sehr hochpreisig war, sind damit aber unter dem Strich gut gefahren, denn richtigen Komfort hatte ich mir in einer engen Schiffskabine ohnehin nicht erwartet. Einige meiner Bekannten, die ich in Vietnam kennen gelernt hatte, zogen es deshalb vor, nur eine mehrstündige Kreuzfahrt ohne Übernachtung zu buchen. Das ist deutlich günstiger und man sieht bei gutem Wetter auch die wichtigsten Plätze. Die Ha Long Bay ist in der Zwischenzeit ein hochkommerzielles Produkt und es wird alles vermarktet, was irgendwie möglich erscheint. Schon bei der Anreise wurde der Pausenstopp in einer Manufaktur für behinderte Menschen mit riesigen Schau- und Verkaufsräumen eingeplant. An alles wurde dabei gedacht, man konnte sich auch hunderte Kilo schwere Skulpturen per Frachtpost ins Heimatland schicken lassen.
Als wir im Hafengebäude eintrafen, mussten wir dort eine Weile warten, bevor es mit einem kleinen Beiboot zum Hauptschiff ging. Da herrschte am Wasser ein reger Verkehr und es war ein Kommen und ein Gehen. Eigentlich sind solche überlaufenen Destinationen nicht meine Lieblingswahl, doch ich wollte Vietnam nicht verlassen, ohne in dieser Bucht gewesen zu sein. Am Schiff checkten wir sofort in die Kabine ein, sie war eng aber insgesamt in Ordnung, und dann gab es gleich ein reichhaltiges Mittagessen, während sich das Schiff in Bewegung setzte. Oben an Deck und an der Aussichtsplattform konnten wir später die vorbeiziehenden Karstinseln bestaunen. Das Wetter hielt nicht ganz und mit der Zeit setzte heftiger Regen ein. Mich störte weder der Regen noch der Nebel besonders, da gleichzeitig eine mystische Stimmung erzeugt wurde und ich viele Inseln bei Schönwetter ohnehin während meiner Fahrt in der Lan Ha Bay gesehen hatte. Das Programm an Bord war dicht gedrängt und bald hieß es, sich auf den Ausflug in die Hang Sung Sot Höhle vorzubereiten. Dazu wurden wir gruppenweise mit dem Beiboot auf der Insel abgesetzt. Ein Führer begleitete uns in die mit Touristen angefüllte riesige Höhle. Sie hat drei gewaltige Kammern, eine davon wie ein Konzertsaal, und strahlte in Gelb,- Rosarot,- Grün,- Violett,- und Blautönen. Trotz der massenhaften Anzahl von Menschen war es ein großartiges Erlebnis, das man gesehen haben sollte in Vietnam. Der Führer entdeckte in den wilden Gesteinsformationen immer
wieder verschiedene Symbole wie „King Kong“ oder einen Phallus mit dem Namen „Penisfelsen“. Das sah ich mehr als billigen Gag für die Touristen und es kümmerte mich nicht wirklich. Zum Bild gehörten natürlich auch die allgegenwärtigen Ramschverkäufer und ein Haufen Müll überall. An einer natürlichen Öffnung der Höhle sah man von oben in die nebelverhangene Bucht, in der sich trotz strömenden Regens dutzende Schiffe voll mit Passagieren tummelten. Das ergab ein imposantes Bild mit den Felsen ringsherum. Wieder an Bord hätte es beim nächsten Halt die Möglichkeit zum Baden und zum Aufstieg auf einen Karsthügel gegeben. Der angesteuerte Strand war jedoch viel zu schmuddelig, als dass wir uns dorthin hätten begeben wollen. Abends bezog unser Schiff einen sicheren Ankerplatz inmitten zahlreicher weiterer Boote und der vielen Inseln. Ein tolles Abendessen wurde serviert. Der Blick auf all die beleuchteten Schiffe war sehenswert.

Am nächsten Morgen, es war der 24. Juli, war das Wetter viel besser. Wir hatten eine ruhige Nacht in der Kabine, obwohl der Regen manchmal heftig gegen die Holzwand des Schiffes klopfte. Ich warf einen Blick aus dem kleinen Fenster und sah, dass wir noch fest vor Anker lagen. Eine Felswand stand nahe bei uns senkrecht in die Höhe. Das Meerwasser war noch irgendwie grün, aber durch die vielen Schiffe und das ungeklärte Abwasser, konnte man den Verschmutzungsgrad leicht ausmachen. Mein Vergnügen hier war dadurch nur halb so groß.
Es wäre so einfach, das alles zu beheben. Ich verstand nicht, warum hier niemand aufstand und dieses großartige Naturschutzgebiet auch wirklich schützen wollte. Es geht aber nur ums Geschäft. Wenn die Entwicklung so weiterginge, würden bald weniger Touristen vor allem aus Europa und anderen westlichen Ländern kommen, denn stellenweise begann die See bereits zu riechen. Wie berichtet konnte von einem Badevergnügen aus meiner Sicht keine Rede sein und dennoch sprangen einige der Gäste später unbeeindruckt von der Reling des kleineren Tagesausflugsbootes ins Wasser. Wenige Meter entfernt wurden die ungeklärten Toilettenauslässe samt Papierfetzen ins Meer geleitet. Es schien niemanden zu interessieren, am wenigsten offenbar die Vietnamesen, die das alles zulassen und zu verantworten haben. Ich wünschte, dass die internationale Gemeinde bald aufschreien würde, um dieses Desaster an der Natur in der Ha Long Bay zu beenden.

Unser Schiff verließ den Ankerplatz. Wir stiegen in oben erwähntes Ausflugsboot um und legten in einer Bucht an, um ein wenig Kajak zu fahren. Es waren ein paar Höhleneingänge zu sehen und durch einen Tunnel auf Wasserebene gelangten wir in eine andere Bucht. Da gab es eine leichte Strömung und es war nicht einfach, die versteckte Bucht wieder zu verlassen. Dann erhielten wir ein reichhaltiges Mittagessen. Ein paar Tage mehr und wir alle hätten viel an Gewicht zugelegt.
Es war auch ein Paar aus Burma am Schiff, ein Nachtklubbesitzer mit seiner Frau. Ich hatte noch niemals Touristen aus diesem Land irgendwo getroffen. Später besuchten wir eine schwimmende Farm für Perlenzucht, aber selbst dort schwamm überall der Müll herum. Ich habe immer geglaubt, Perlen brauchen für ihre Entwicklung reinstes Wasser. Wir legten an der Insel mit den steilen Treppen zum Gipfel an. Tags zuvor war der Aufstieg durch den Regen nicht möglich gewesen, doch dieses Mal klappte es. Es war zwar ein wenig anstrengend, doch ein wunderbarer Fernblick in verschiedene Buchten, die teils mit Schiffen übersäht waren und großartige Fotoaufnahmen waren die Belohnung. Das Wetter hielt und eine fantastische Abendstimmung entwickelte sich. Der Himmel zeigte ständig wechselnde Rot-, Blau- und Grautöne, die begannen, ins Wasser und auf die Felsen abzufallen. Wir waren in der Zwischenzeit wieder am Mutterschiff eingelangt und das Abendessen wurde im Rahmen einer kleinen Koch-Show serviert. Die Crew war sehr bemüht und alles klappte wunderbar. Die Mannschaften waren alle längst eingespielt und spulten ihr Programm professionell ab. Das war auf jeden Fall sehr anstrengend, deswegen wechselten die Teams auch alle vier Tage.

Am letzten der drei Tage in der Ha Long Bucht kreuzte unser Schiff noch eine Weile gemütlich zwischen den Felsen umher. Es bestand die Möglichkeit, an einem kleinen Ausflug mit einem Ruderboot in einen Höhlentunnel teilzunehmen, nichts Spektakuläres aber ein Angebot mehr. Ich blieb im Speiseraum, genoss die Aussicht und arbeitete am Computer. Anfangs regnete es ein wenig, doch später wurde es erneut sehr heiß.
Ein allerletzter Programmpunkt war das Demokochen einer Frühlingsrolle, das jeder Passagier nach der Vorführung selber probieren konnte. Zu Mittag liefen wir während des Mittagessens im Hafengebiet von Ha Long ein und ich dachte schon, dass wir sehr gut in der Zeit lägen, da noch die mühsame Rückreise nach Hanoi zu schaffen war. Leider ein Irrtum, denn aus unerfindlichen Gründen mussten wir alle mehr als eine Stunde sinnloserweise noch am Schiff warten, bis uns endlich ein kleines Boot ans Festland brachte. Dort hieß es wieder eine Weile warten. Ich war ziemlich ärgerlich und verstand die schlechte Organisation nicht. Auf diese Weise gingen an die eineinhalb Stunden verloren. Dann wieder der obligatorische Halt an der Behindertenwerkstätte und auf diese Weise rann die Zeit dahin. Ich wollte möglichst früh zurück in Hanoi sein, denn tags darauf würden wir Vietnam in Richtung Laos verlassen. Jeder einzelne Passagier wurde direkt an seinem Hotelstandort abgesetzt, das war wiederum ein tolles Service. Wir waren die letzten, man brachte uns ebenfalls bis vor die Tür unseres Hotels. Summa summarum ein Ausflug, den ich in guter Erinnerung behalten werde, leider mit dem Nebenaspekt der voranschreitenden Umweltzerstörung.

Der Tag des Abschieds aus Vietnam war gekommen. Es war der 26. Juli und nach fast drei Monaten kehrte ich dem Land, das mich beschenkt aber auch enttäuscht hatte, den Rücken. Unser Hotel in Hanoi, dem ich so lange treu geblieben war, organisierte den Transfer zum Flughafen und die Verabschiedung verlief herzlich. Man fragte, wann wir wiederkommen würden. Es würde wohl nicht so bald sein, wenn überhaupt, war mein Gedanke, den ich für mich behielt. In Hanoi hatten wir alles gesehen, was interessant ist, und die Abreise fiel nicht sonderlich schwer. Die Vietnam Airlines brachten uns schnell und sicher nach Luang Prabang in Laos, wo wir schon erwartet wurden.

Wenn ich meinen Aufenthalt in Vietnam, einem Land mit mehr als 90 Millionen Einwohnern, die in 64 Provinzen leben und 54 Minderheiten aufweisen, zusammenfasse, dann tauchen ambivalente Gefühle auf. Am 30. April war ich in Saigon von Phuoc herzlich empfangen worden. Die Zeit verlief angenehm und störungsfrei. Ich begann, die Besonderheiten des Landes langsam kennen zu lernen. Jeder Mensch erschließt sich ein Land aus seinem individuellen Blickwinkel. Von Anfang an stand das Thema „Vietnam-Krieg“ im Zentrum, es war allgegenwärtig, wohin man auch blickte. Störend wurde das erst später für mich, als wir bei den vielen Rundreisen laufend auf martialische Denkmäler und Kriegsrelikte stießen. Da ist viel Propaganda im Spiel und die verschiedenen Dokumentationen erschienen mir trotz all der Gräueltaten der Amerikaner auch nicht immer objektiv. Ich vermute, dass bei allem Stolz, sämtliche Besatzer jeweils vertrieben zu haben, auch viele unverarbeitete traumatische Zustände zurückgeblieben sind.

Die Vietnamesen sind nicht unfreundlich insbesondere im Süden, doch sie zeigen wenig bis gar kein Herz. Bei vielen Menschen ist das Herz verschüttet. Im Land geht es nicht mehr ums Überleben, zu Essen gibt es überall genug, dennoch führen die meisten Menschen, ob sie es nun einsehen wollen oder nicht, eine Art Lebenskampf von einem Tag auf den anderen. Ich habe die Vietnamesen als ein Volk kennen gelernt, das im Schnitt wenig hilfsbereit und gefühlstaub ist. Sie lachen dich unverschämt an, verlangen für Kleinigkeiten oft horrende Preise und tun nichts aber auch überhaupt nichts ohne Geld als Gegenleistung. Aus Freundschaft oder Mitgefühl habe ich nur ganz selten etwas erhalten von ihnen. Während meines Aufenthalts ist mir nur eine auserlesene geringe Anzahl von Menschen begegnet, bei denen nicht der Geldgedanke im Zusammenhang mit meiner Person im Vordergrund gestanden ist. Sie sind oft eigensinnig und fragen zwar was man will, geben einem dann aber das, was sie wollen. Es fehlt jegliches Gefühl für die Bedürfnisse ihrer Gäste. Die Auseinandersetzung mit der vietnamesischen Lebensweise kann sehr anstrengend werden ohne Kenntnisse über ethische Werte, Verhaltensnormen und kulturelle Traditionen. Doch können aus meiner Sicht die alten Traditionen nicht für jedes Fehlverhalten eines Menschen als Entschuldigung gelten. Da fehlt es an Kultur und am Willen, etwas zu verändern.

Die Menschen sind sehr laut, treten fast immer in Gruppen auf und haben wiederholt ein schlechtes Benehmen nach meinen Begriffen. Stille gibt es kaum außer in der entfernten Natur. Es wird vor einem auf der Straße ausgespuckt, der Müll wird einem vor die Füße geworfen, sie lachen ständig hinter einem her und getroffene Zusagen werden nicht eingehalten. Auch wenn es nicht Absicht ist, stellt diese Art von Verhalten ein schlechtes Zeugnis über die Menschen aus. Ich habe mit vielen Leuten offen und direkt gesprochen, sie antworten Dir mit „ja“ und „Amen“ und tun hinterher genau das Gleiche nochmals. Es fehlt an Bewusstsein und einer Instanz, die sie ermuntert. Es stellt sich die Frage, welche Aufgabe eigentlich ihre Religion hat, außer, dass sie sich mit Spenden und Beten von all dem freikaufen wollen? Vietnam ist auch kein demokratisches Land, was man erst nach einiger Zeit so richtig mitbekommt. Anfangs glaubt man, es läuft ähnlich wie bei uns, nur eben in weniger großem Reichtum. Das ist ein Riesenirrtum. Die Menschen sind weder innerlich noch äußerlich wirklich frei. Was Weiterentwicklung betrifft herrscht eine gewisse Apathie, man glaubt immer, der andere müsse anfangen. Es fängt aber alles bei einem selber an. Über die Regierung wird viel geschimpft und gelästert, aber nur wenige treten gegen Korruption und Misswirtschaft auf, auch im kleinen Bereich. Ich selber hatte nicht das Gefühl, dass die Regierung viel für die Menschen tut.

Am Umweltschutz und dem Verhalten gegenüber Tieren lässt sich der Entwicklungsstand einer Gesellschaft leicht ablesen. In diesen Bereichen schaut es ganz schlecht aus. Das Land ist über weite Strecken schmutzig und zugemüllt. Das ist für mich nicht eine Frage von arm oder reich, sondern der Wahrnehmung und der persönlichen Reife. Wenn man die größten Naturschätze zerstört, wird irgendwann auch kein Geld mehr aus dieser Richtung fliesen. Es gibt auch viel Tierquälerei, wie ich in verschiedenen Berichten angedeutet habe. Der Straßenverkehr ist lebensgefährlich insbesondere an den Hauptrouten. Es ist unklar für mich, wozu es Verkehrsregeln gibt. In diesem Punkt bin ich nicht besonders heikel, aber in Vietnam macht wirklich jeder was er will und das kann katastrophal enden. Speziell Bus-, Lkw- und Autofahrer sind in dieser Reihenfolge absolut rücksichtslos und rowdyhaft. Ich spreche hier nicht von leichten sondern von schwersten Vergehen, die hier niemanden stören. Kein Wunder, dass die Anzahl der Verkehrstoten enorm ist. Da ich im Land an die 4000 tausend Kilometer mit dem Motorbike zurückgelegt habe, kenne ich alle Facetten des Straßenverkehrs. Es ist nur zu empfehlen selber zu fahren, wenn man sich seiner Sache wirklich sicher ist. Auf den Straßen wird andauernd gehupt, obwohl gar keine Notwendigkeit vorhanden ist. Viele Hupen sind sehr laut oder sind Folgetonhörner und der Lärmpegel steigert sich auf ein äußerst unangenehmes Niveau.

Abschließend führe ich noch einige Besonderheiten an, die mit der Zeit auch unangenehm werden können. In vielen Restaurants und Lokalen gibt es nur die kleinen Plastikstühle und Plastiktische, meist in rot und blau. Das mag zwar anfangs ganz witzig sein, aber mit Fortdauer der Zeit ist es einfach nur mehr lästig.
Ein bequemes Sitzen ist da unmöglich und beim Zurücklehnen sacken die Stühle dann oft in sich zusammen. Auch die geringen Armaturenhöhen in Bädern und bei Schreibtischen entpuppen sich mit der Zeit als Qual. Diese sind vor allem am Land in den einfachen Hotels gang und gebe. Die kleinen Tische gibt es aber auch in Saigon und in Hanoi in den zahllosen Straßenrestaurants. In den Landhotels bucht man das Familienwohnzimmer gleich mit, Kindergeschrei, überlaute Fernseher, laute Gespräche, alles muss man sich mehr oder weniger vom Zimmer aus anhören. Von Dämmung gibt es keine Spur, vom Bewusstsein, dass man Gäste hat ebenfalls nicht. Es ist üblich, dass man mit den Motorbikes bis ins Wohnzimmer fährt, das auch als Garage dient. Da riecht es dann eben eine Weile nach den Abgasen. Stromausfälle sind an der Tagesordnung und können auch länger dauern. Größere Hotels verfügen daher manchmal über eigene Generatoren. Der Versuch, qualitativ hochwertige Produkte zu erstehen, wird in den meisten Fällen fehlschlagen, da es sie einfach nicht gibt. Gibt man ein Geschenk, hat man manchmal das Gefühl, der Beschenkte empfindet gar keine Freude damit. Das wirkt sehr seltsam.

Von den Vietnamesen war ich somit leider in Summe schon enttäuscht, aber nicht von ihrem Land, das reich an Naturschönheiten ist. Die Zukunft wird zeigen, ob diese einmaligen Landschaften ihre Anziehungskraft behalten können, oder ob die Umweltzerstörung weiter in ungehindertem Ausmaß voranschreitet. Es wäre schade für Vietnam und für alle Menschen, die sie in Folge nicht mehr sehen und bestaunen können.
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